In Schleswig-Holstein brechen 28 Prozent der Ausbildungsverträge vorzeitig ab – bundesweit sind es rund 26 Prozent. In der Schweiz liegt die Quote deutlich niedriger, oft unter 18 Prozent. Besonders betroffen sind kleinere Betriebe, denen Bewerber und Bindung gleichermaßen fehlen. Der Fehler liegt selten nur im System, sondern in der Ausgestaltung: Junge Menschen wollen heute mehr als einen Ausbildungsplatz – sie suchen Orientierung, Zugehörigkeit, Entwicklung. Was fehlt, ist oft qualifizierte Begleitung. Ein Berufsbildnerkurs ist dort längst Standard. In Deutschland: die Ausnahme.

Gute Ausbildung ist keine Glückssache

Ausbildungsqualität ist kein Zufallsprodukt. Sie steht und fällt mit der Fähigkeit der Ausbilder, junge Menschen zu verstehen, zu führen und zu begleiten. Gerade in Kiel kämpfen viele Betriebe mit einer doppelten Herausforderung: fehlende Bewerbungen und hohe Abbruchquoten. Wer Auszubildende langfristig binden will, muss ihnen mehr bieten als Aufgaben und einen Lohnzettel.

Ein entscheidender Hebel liegt in der Qualifizierung der Ausbildungsverantwortlichen selbst. Einige Unternehmen gehen hier neue Wege – etwa durch gezielte Weiterbildungen wie einen Berufsbildnerkurs, den Anbieter aus der Schweiz mittlerweile auch online und international zugänglich machen. Solche Kurse schulen nicht nur pädagogische Fähigkeiten, sondern vermitteln praxisnahe Strategien für Kommunikation, Motivation und Konfliktlösung. Das verändert den Ausbildungsalltag – und oft auch die Perspektive der jungen Menschen auf ihren Beruf.

Vertrauen entsteht nicht durch Vorschriften

Verordnungen und Handbücher schaffen keine Bindung. Was junge Menschen im Betrieb hält, ist das Gefühl, ernst genommen und als Mensch wahrgenommen zu werden. In vielen Unternehmen mangelt es nicht an guten Absichten, wohl aber an gelebtem Austausch auf Augenhöhe. Zwischen Fachkräften, Ausbildern und Azubis klafft oft eine Lücke – nicht nur altersbedingt, sondern geprägt durch unterschiedliche Erwartungen, Kommunikationsstile und Lebensrealitäten.

Ein mittelständischer Betrieb in Schleswig-Holstein hat das Problem erkannt und reagiert: Statt rein formeller Feedbackgespräche gibt es nun monatliche Azubi-Runden, bei denen die Auszubildenden Themen setzen dürfen. Begleitet werden sie von einem festen Ansprechpartner, der weder direkter Vorgesetzter noch Prüfer ist. Ergänzt wird das durch ein Tandemmodell, in dem je ein erfahrener Geselle über mehrere Monate hinweg die Rolle eines Mentors übernimmt. Die Stimmung hat sich sichtbar verändert – Unsicherheiten nehmen ab, die Fluktuation auch.

Zwischen Schulbank und Werkbank klafft eine Lücke

Der Übergang von der Schule in den Betrieb ist oft holprig. Unterschiedliche Erwartungen, ungewohnte Abläufe, neue soziale Codes – viele Azubis sind überfordert, ohne es zu sagen. Betriebe wiederum erwarten Einsatz, Verlässlichkeit und Eigeninitiative. Die Kluft dazwischen ist gefährlich. Sie führt zu Missverständnissen, Frust – und nicht selten zum vorzeitigen Ausstieg.

Erprobte Modelle wie Onboarding-Wochen, Patenprogramme oder gezielte Einführungstage können diese Übergangsphase abfedern. Wer neue Auszubildende mit Orientierung und Sicherheit empfängt, legt den Grundstein für Vertrauen und Engagement. Das beginnt bei der Begrüßung – und reicht bis zur ersten Leistungsbeurteilung, die mehr erklären sollte als bewerten.

Kein Azubi bleibt wegen des Gehalts

Geld ist selten der Grund, warum junge Menschen eine Ausbildung abbrechen. Viel häufiger sind es fehlende Perspektiven, mangelnde Wertschätzung oder schlechte Stimmung im Team. Besonders in Kiel, wo der Wettbewerb um Fachkräfte in manchen Branchen enorm ist, sollten Betriebe stärker auf die weichen Faktoren achten.

Unternehmen, die regelmäßig in das Betriebsklima investieren – etwa durch Schulungen für Führungskräfte, offene Feedbackkultur oder Team-Events – berichten von stabileren Ausbildungsverläufen. Dazu zählen auch so simple Dinge wie Lob, Sichtbarkeit oder echte Entwicklungsgespräche. Einmal im Quartal bewusst zuhören kann mehr bewirken als jedes Recruiting-Budget.

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